kurs 12 2019 | TitelThema

Wechselzonen – die vierte Disziplin

Was Triathlon und bayernhafen gemeinsam haben

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Pitschnass steigen sie nach 3,8 km Schwimmen in Hilpoltstein aus dem Main-Donau-Kanal, nehmen im Laufen die Schwimmbrille und die Kappe ab, öffnen den Neopren, greifen auf dem Weg zum Wechselzelt ihren Beutel, der zwischen 3.400 anderen Beuteln sortiert nach Startnummer auf dem Boden liegt, legen die Schwimmsachen in den Beutel und nehmen ihre Fahrradbekleidung raus. Barfuß laufen sie dann zu den Rädern mit den in die Pedalen voreingeklickten Radschuhen und dem Helm griffbereit auf dem Lenker, schieben ihr Rad laufend zur Startmarke, springen aufs Rad, nehmen Geschwindigkeit auf und schlüpfen währenddessen in die Radschuhe. Ganz ähnlich läuft’s in Wechselzone 2 in Roth, 180 Bike-Kilometer später, Fahrrad abstellen, Schuhe wechseln und auf zum Marathon, lange Zeit entlang des Kanals und an der zu bayernhafen gehörenden Lände Roth direkt unterm Hafenkran hindurch. Im Ziel dann in Roth wartet schon ein Betreuer und reicht den Beutel mit den Straßenklamotten, der am Morgen in der Wechselzone in Hilpoltstein abgegeben wurde. Nach dem Rennen geht es dann zurück in die Wechselzone 2 – dort warten neben dem Fahrrad, dem Beutel mit der Radbekleidung auch der Beutel mit dem nassen Neoprenanzug vom Schwimmen, der während des Radfahrens von Hilpoltstein nach Roth transportiert wurde. Langdistanz-Triathlon in Roth, einer der härtesten Wettkämpfe im Sport überhaupt – und in den Wechselzonen zeigt sich, wie wichtig Logistik ist.

Was die Wechselzonen im Triathlon sind, ist der Binnen­hafen im Güterverkehr. Die Triathleten selbst sprechen von der Wechselzone als der „vierten Disziplin“, da müsse alles automatisiert ablaufen und jeder Handgriff sitzen – denn Fehler kosten natürlich unnötig Zeit. Hier wie da gibt es drei „Disziplinen“: im Triathlon Schwimmen, Radfahren und Laufen, im Binnenhafen Binnenschiff, Bahn und Lkw. Hier wie da wird gewechselt: im Triathlon von einer Disziplin auf die andere, im ­Binnenhafen von einem Verkehrsträger – zum Beispiel Binnenschiff oder Bahn – auf einen anderen, zum Beispiel den Lkw für die letzte Meile. Hier wie da zählt das bereitgestellte ­Equipment: im Triathlon zum Beispiel der Fahrrad­ständer oder der Beutel mit den Laufschuhen, im Binnenhafen zum Beispiel Umschlagkran, Gleisanschluss und ausreichend Lagerflächen. Hier wie da zählt Effizienz: im Triathlon, weil die Sportlerinnen und Sportler ihre Zeit im Auge haben und in Sekunden denken, im Binnen­hafen, weil die Güter am Ziel erwartet werden von der Industrie, dem Handel oder dem Endkunden. Klar gibt es viele Unterschiede zwischen der Sportart Triathlon und der Güterdrehscheibe ­Binnen­hafen, doch die Gemeinsamkeiten sind da: Logistik sorgt in beiden Fällen dafür, dass vorhanden ist, was gebraucht wird, und Infrastruktur ist essentiell, um die „Wechselzonen“ perfekt für ihre jeweilige Aufgabe auszustatten.

Die Wechselzonen beim DATEV Challenge Roth zu managen – das ist Champions League der Logistik.

Markus Englert, Leiter Finanzen und Administration TeamChallenge GmbH, Roth

„Wir brauchen Infrastruktur, um überhaupt agieren zu können“

So ist die Wechselzone 1 beim „DATEV Challenge Roth“ eine Wiese in Hilpoltstein, die für den Wettkampf erstmal an die Infrastruktur angeschlossen werden muss. „Wir brauchen Strom, Wasser, Abwasser und Internet, um überhaupt agieren zu können“, sagt Markus Englert, der seit 2004 beim Triathlon in Roth als Praktikant und Werkstudent mitarbeitete und seit 2014 als Leiter Finanzen und Administration verantwortlich ist u.a. für ­Athleten-Verträge, die zeitgleich stattfindende Triathlon-Messe und alle Sponsoring-Verträge, „dann brauchen wir natürlich die physische Infrastruktur in den Wechselzonen: die Radständer aus Holz, spezielle, selbstgebaute Holzständer, an denen jeweils drei Athleten-Beutel hängen, die nummerierten Beutel selbst, die wir aus wasserdichtem Polyestergewebe produzieren lassen, und insgesamt 7,5 km Bauzaun und Gitter rund um die verschiedenen Veranstaltungsbereiche sowie entlang der Strecke. Und in Wechselzone 2 zwischen Radfahren und Marathon verteilen permanent sieben Ehrenamtliche Sonnencreme und nehmen von den Athleten nach dem Umziehen wieder die Beutel entgegen.“

„In der bayernhafen Wechselzone machen wir die Dinge passgenau“

Eine vergleichbare Feindifferenzierung der benötigten Infrastruktur gilt im Binnenhafen. „Nehmen wir als Beispiel nur mal unsere Umschlagkräne“, sagt Stefan Ring, Geschäftsbereichsleiter Produktion für die bayernhafen Standorte Regensburg und Passau, „da passen wir das Umschlag-Equipment exakt auf das jeweilige Gut an. So setzen wir, um Getreide oder Futtermittel umzuschlagen, einen 20 m3-Zweischalengreifer ein, für Eisenerz einen mit 8 m3 Fassungvermögen, für den Steinkohleumschlag vom Binnenschiff auf LKW einen Hydraulikbagger mit 3 m3-Zweischalengreifer. Für den Schwergutumschlag arbeiten wir u.a. mit einer 12 m langen Verstell-Traverse, an der z.B. Textil-Schlupfe angeschlagen werden, um das Schwergut sicher umzuschlagen. Um Holzstämme auf Bahn oder Binnenschiff zu verladen, kommen spezielle Holzgreifer am Umschlagbagger zum Einsatz, und wenn es um den Umschlag von Containern im Kombinierten Verkehr geht, kommt ein ‚Reachstacker‘ zum Einsatz, der seine Aufnahmevorrichtung von 20 bis 40 Fuß ausfahren kann. Kurz gesagt: In unserer bayernhafen Wechselzone machen wir die Dinge passgenau.“

An unseren bayernhafen Standorten laufen Schnittstellen zur Höchstform auf.

bayernhafen Geschäftsführer Joachim Zimmermann

Dies gilt auch für alle anderen Verknüpfungs-Schnittstellen an den bayernhafen Standorten: So werden z.B. im Kombinierten Verkehr Trailer auf spezielle Taschenwagen (T 3000) umgeschlagen; der Containerumschlag erfordert Umschlagkräne, ein Leercontainerdepot und vor allem ausreichend Platz. An der Bahnverladerampe im bayernhafen Passau können Waggons von hinten und von der Seite beladen werden. Im Roll-on-Roll-off-Verkehr im bayernhafen Passau fährt das Katamaran-Güterschiff exakt an die Verladerampe heran, die Klappe senkt sich ab, und die fahrbaren Güter fahren auf eigenen Rädern an oder von Bord. Für den Umschlag hunderte Tonnen schwerer Maschinen und Anlagen kommen Hafenkran, mobile Autokräne oder ein ­Litzenhubsystem zum Einsatz – und natürlich ist die Mannschaft auch für den Einzelfall gerüstet.

Und was muss im Hintergrund alles perfekt laufen?

Noch mal zum Triathlon in Roth. „Die größte Leis­tung am Renntag ist es, die Beutel der 5.500 Sportlerinnen und Sportler zwischen Start, Wechsel­zonen und Ziel hin und her zu fahren“, sagt Markus Englert, „denn die Triathleten brauchen natürlich immer genau die Sportkleidung und Schuhe für die jeweils anstehende Disziplin. Die Neoprenanzüge transportieren wir in einem wasserdichten Beutel in die Wechselzone 2, wohin sie mit dem Rad fahren und wo dann auch ihre Radbekleidung ist, die sie dort gegen die Laufkleidung eintauschen. Was die Athleten vor dem Schwimmen an Straßenkleidung ausziehen, möchten sie nach der Zielankunft wieder in Empfang nehmen.“

Allein in Wechselzone 2 sind am Wettkampftag rund 800 Helfer bis in die Nacht beschäftigt – „eine außerordentliche Gemeinschaftsleistung eines großen Teams zusammen mit 7.500 freiwilligen Helfern aus dem ganzen Landkreis“, sagt Markus Englert lächelnd, „und die großen Momente sind morgens um 5:30 Uhr, eine halbe Stunde vor dem Start, wenn noch leichter Frühnebel über dem Main-Donau-Kanal liegt und es nach 18 Monaten Vorbereitung endlich losgeht – und natürlich abends um 23 Uhr beim Schlussfeuerwerk, wenn alles gut gegangen ist und wir entspannt mit dem Team den Tag ausklingen lassen. Ja, das ist Champions League der Logistik.“

„Die Schnittstellen in unseren Binnenhäfen müssen jederzeit in Form sein“

Reachstacker Liebherr Verladung Wechselbrücke bayernhafen Regensburg
Was die Logistik am Renntag für die „­Challenge Roth“, ist für bayernhafen die kontinuierliche Instandhaltung und Modernisierung der Hafen­infrastruktur. „Damit Rohstoffe, Güter, Produkte und Vorprodukte sicher ihr Ziel erreichen, müssen die Schnittstellen in unseren Binnenhäfen jederzeit in Form sein“, sagt Joachim Zimmermann, Geschäftsführer von bayernhafen, „das heißt die Hafeninfrastruktur an unseren sechs Standorten bringen wir technisch kontinuierlich auf den neuesten Stand. Im Team managen wir die Vielfalt der Güterbewegungen und stellen dauerhaft die geforderten Kapazitäten bereit. Denn bei all der Technik in der dynamischen Arbeitswelt Hafen, bleibt die wichtigste Ressource der Mensch. Genau wie beim Triathlon in der Wechselzone muss auch bei uns jeder Handgriff sitzen. Auch wie sich die Helfer für den Challenge in Roth einsetzen, so engagieren sich unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gemeinsam mit unseren Kunden für das Zusammenspiel im Hafen. Und wenn sich neue Anforderungen stellen – sei es durch neue logistische Ketten, besonders anspruchsvolle Güter oder veränderte Richtlinien – gehen Hafeninfrastruktur und unser Team dies schnell und flexibel mit. Beim Triathlon Roth wie an unseren bayernhafen Standorten laufen Schnittstellen zur Höchstform auf.“