kurs digital 05 2023 | SchwerGut

Vorteil Wasserstraße für Schwergut nutzen

Digitale Datenbank des BMDV sorgt für mehr Transparenz und Vernetzung

bayernhafen Passau Windflügel Umschlag

In den Häfen ist die nötige Infrastruktur für den reibungslosen Wechsel von Volumen- und Schwergut zwischen den Verkehrsträgern vorhanden. Potenziale liegen beispielsweis auch bei Transporten von Windenergieanlagenteilen, Kabelrollen und anderen für die Energiewende benötigte Güter. Das Foto zeigt den Umschlag einer Windkraftanlage im bayernhafen Passau. Von dort ging es auf der Wasserstraße weiter nach Russe, Bulgarien. Der abgebildete Windflügel hat eine Länge von 44 Metern.

Großraum- und Schwertransporte (GST) auf der Straße bedeuten logistische Schwerstarbeit für alle Beteiligten – und führen auf den betroffenen Strecken häufig zu Verkehrs­behinderungen durch Straßensperren, Überholverbote und aufwändige Begleitungen. Dabei zeigen Stichproben, dass der Großteil der auf der Straße durchgeführten GST im Hauptlauf auf der Schiene oder der Wasserstraße machbar gewesen wäre. Häufig fehlt es den Akteuren – von Verladern bis hin zu den Genehmigungsbehörden – jedoch an Wissen über Alternativen zum Straßentransport.

Genau dort – bei der Transparenz und Sichtbarkeit der Möglichkeiten der Hafenwirtschaft für GST – setzt die digitale Datenbank an, die das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) gerade erarbeitet. Darin sollen die GST-Übergabepunkte an Bundeswasserstraßen wie z.B. Häfen, Umschlagstellen und RoRo-Rampen erfasst werden. Mitte des Jahres sollen diese als Open Data veröffentlicht und in das Verfahrensmanagement für Großraum- und Schwertransporte (VEMAGS) integriert werden.

Auf dieser Grundlage soll im zweiten Schritt stufenweise eine Web-Applikation für einen bimodalen GST-fähigen Routenplaner „Wasserstraße-Straße“ entwickelt werden, die auch Mikrokorridore für den Vor- und Nachlauf auf der Straße beinhaltet. In der Folge ist zudem die Integration des Verkehrsträgers Schiene geplant, um den Service multimodal abzubilden.

Die Hafenwirtschaft unterstützt das Vorhaben. Auf der Schwergut-Langstrecke ist das Binnenschiff klar im Vorteil und die nötige Infrastruktur für den reibungslosen Wechsel zwischen den Verkehrsträgern ist in den Häfen bereits vorhanden. „Unsere Binnenhäfen bieten optimale Bedingungen für die Verladung von Volumen- und Schwergut wie Trafos oder Anlagen und tragen so auch erfolgreich zur Standortsicherung für den Maschinen- und Anlagenbau bei. Und das könnten sie noch in deutlich größerem Maße tun“, sagt bayernhafen-Geschäftsführer und BÖB-Präsident Joachim Zimmermann.

Der umweltfreundlichere Umstieg auf Schiene und Wasserstraße für GST ist zudem ein wichtiger verkehrspolitischer Baustein, um sowohl einen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele zu leisten als auch die stark belastete Straßeninfrastruktur zu entlasten. Auch der im März 2023 vorgestellte Entwurf für die Windenergie-an-Land-Strategie des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz sieht vor, Transporte von Windenergieanlagenteilen, Kabelrollen und anderen für die Energiewende benötigte Güter, wo immer dies möglich ist, im Hauptlauf auf die Wasserstraße verlagert werden.


Stichproben zeigen, dass ein Großteil der auf der Straße durchgeführten GST im Hauptlauf auf der Schiene oder der Wasserstraße machbar gewesen wäre, wie zum Beispiel der Umschlag von 36 Rekers-Betonfertiggaragen im bayernhafen Nürnberg zeigt. Die Garagen wurden per LKW vom Werk in Schwarzenbruck rund 20 km zum Hafen transportiert. Den Großteil der Strecke – fast 700 km – legten die Garagen dann auf dem Binnenschiff zurück bis zum Zielhafen Moerdijk. Von dort ging es wieder per LKW weiter bis ins rund 25 km entfernte Breda. Die einzelnen Garagen wiegen rund 20 Tonnen.