8. Mai 2024 | bayernhafen

KV-Dialog: „CO2 gehört ins Bier, nicht in die Luft“

Warum die Getränkelogistik auf den Zug aufspringen sollte

Gärkessel-Session v.l.n.r.: Günter Mallmann, Projektleiter moovment, Norbert Durugy, Geschäftsführer Doktor Cargo, Frank Werner, Leiter Nationaler Verkehr Kombiverkehr, Christoph Dörre, Manager Business Development NiKRASA/TX Logistik, Prof. Dr. Christoph Tripp, Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm, Oliver Haas, General Manager CTS Container-Terminal (HGK), Sebastian Ruckes, Vorstand Shift 2030 e. V., Claas-Tido Gellermann, Business Development Rail Hellmann, Christian Stavermann, Geschäftsführer e.g.o.o.

Berliner trinken Kölsch, Rheinländer Weißbier und die Bayern gerne auch mal ein Dunkelbier aus dem Norden. Wie kommen all die guten Tropfen zu den Feinschmecker-Gaumen? Und im Anschluss das Leergut zurück zum Abfüller? Die Antwort darauf gaben im bayernhafen Nürnberg Experten der Getränkelogistik aus ganz Deutschland, und zwar: „Besser in einem Zug! Bier, Wasser und nichtalkoholische Getränke sind perfekt unterwegs im Kombinierten Verkehr.“ Den Dialog, zu dem bayernhafen zusammen mit Partnern eingeladen hatte, moderierte Prof. Dr. Christoph Tripp von der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm. Nach seiner Key-Note zur „Mäuse-Strategie in der Getränkelogistik“ pitchten acht Logistikunternehmen ihre Best-practise-Beispiele zum umweltschonenden, robusten und wirtschaftlichen Getränketransport per KV. Dann gab’s einen KV-Infomarkt und zum Finale die „Gärkessel-Session“, ein munteres Fachgespräch mit den Experten. Erfrischende Impulse für die Logistikkette!

bayernhafen Geschäftsführer Joachim Zimmermann begrüßte die rund 90 Teilnehmer und Gäste und gab die Zielrichtung der Veranstaltung vor: „Das größte Potenzial für den Kombinierten Verkehr liegt im kontinentalen Sektor und damit bei den Trailerverkehren. Getränke auf der Schiene – das hat als erstes Frachtgut der Bayerischen Ludwigsbahn vor fast 100 Jahren funktioniert und das ist auch heute ein spannendes und lohnendes Segment.“

Professor Dr. Christoph Tripp beschrieb in seiner Keynote den Megatrend der Logistik: die Widerstandsfähigkeit logistischer Ketten gegen externe „Schocks“ abzusichern, d.h. für Resilienz und „Anti-Fragilität“ zu sorgen. Das „big picture“ werde geprägt u.a. von Arbeitskräftemangel, Urbanisierung und Flächenkonkurrenz, von Neo-Ökologie und der Kreislaufwirtschaft. Die politische Klammer gebe das EU-Programm „Fit for 55“ vor. Bis 2030 müsse der KV-Anteil des Schienengüterverkehrs auf 30% steigen.

Konkret empfiehlt Professor Tripp den Verladern und Logistikunternehmen drei Handlungsfelder: „den Aufbau und die Nutzung leistungsfähiger, getakteter und emissionsarmer KV-Systeme“, den „Frenemy-Ansatz, das heißt horizontale Kooperationen, um die Transport-Auslastung zu steigern, statt Wettbewerb auf der Langstrecke“ und den Aufbau unternehmerischer Ökosysteme mit Start-ups, Technologie- und KV-Unternehmen und eben auch den Wettbewerbern.“ Und er ergänzt: „Vertrieb und Marketing treiben den Umsatz, Logistik liefert den Gewinn. KV-Ansätze müssen Teil der Logistikstrategie sein.“

Überzeugende 5-Minuten-Pitches zum KV-Einsatz in der Getränkeindustrie …
… präsentierten dann

  • Oliver Haas / CTS Container-Terminal GmbH (HGK): „Entscheidend ist Systemsicherheit.“
  • Björn Thomann / Doktor Cargo GmbH: „Unser Ziel sind effiziente Rundläufe.“
  • Christian Stavermann / e.g.o.o. Eisenbahnges. Ostfriesland-Oldenburg mbH: „Im Güterverkehr ist die Bahn cool. Wir bündeln ein ehrliches Volumen, mit dem langfristig Konzepte entwickelt werden können.“
  • Claas-Tido Gellermann / Hellmann Worldwide Logistics Germany GmbH & Co. KG: „Hellmann Züge fahren 100% CO2-frei. CO2 gehört ins Bier, nicht in die Luft.“
  • Frank Werner / Kombiverkehr GmbH & Co. KG: „Wir fahren 120 KV-Ganzzüge pro Tag, in ganz Europa, alle sind miteinander vernetzt. Ein offenes System.“
  • Günter Mallmann / Moovment (GoMultimodalGmbH): „Wir gleichen CO2-Emissionen von Unternehmen durch den Kauf von Zertifikaten aus – aus Transporten, die auf die Schiene verlagert werden.“
  • Christoph Dörre / NiKRASA (TX Logistik AG): „Das vertikale Verladesystem für nicht-kranbare Sattelauflieger erfordert keinerlei Umrüstung und dauert pro Ladevorgang ganze 150 Sekunden.“
  • und Sebastian Ruckes / Shift 2030 e.V.: „Lasst uns über große Gebinde sprechen und Ladeströme bündeln, wo es heute noch nicht matcht. Die Getränkelogistik passt ideal dafür.“

Aufbruchstimmung, Spirit, Kreativität, Offensive … die Getränkelogistiker zeigten in beeindruckender Weise, wie sie in Mindset & Doing den Kombinierten Verkehr pushen. „Es wird in Zukunft mehr denn je darauf ankommen, in der Getränkelogistik auf die richtigen Lösungen und Konzepte zu setzen, um sowohl die Warenversorgung als auch die Rückführung des Leerguts zu organisieren“ – darin waren sich die Teilnehmer des Dialogs einig. Auf die nächsten konkreten Relationen, Bündelungen und „Piloten“ darf man gespannt sein.

bayernhafen bleibt am Zug und plant mit seinen Partnern bereits weitere Aktionen für die Getränkeindustrie.

Die Getränkelogistik ist prädestiniert für den Kombinierten Verkehr:

Ökonomisch sinnvoll
Durch die Bündelung von Volumina entstehen ökonomisch tragfähige Logistikkonzepte. Zudem bleibt der Preis für den Hauptlauf Ihres Transportes vertraglich länger stabil. So sind Sie unabhängiger von schwankenden Energie- und Dieselpreisen.

Stau war gestern
Ein einzelner Zug kann bis zu 36 Getränke-LKW ersetzen. Das entlastet die Straßen und sorgt für weniger Stau.

Reduktion von Treibhausgasen
Der Transport im Kombinierten Verkehr spart gegenüber dem reinen Straßentransport 60-90% der CO2-Emissionen pro Tonne ein.

Voll hin – leer zurück
Bei paarigen Verkehren kann der KV seine Effizienz voll ausspielen – ideal für den Mehrweg-Kreislauf bei Getränken.

4 t mehr Ladung
Im Vor- und Nachlauf des Kombinierten Verkehrs dürfen LKW ein Gesamtgewicht von 44 Tonnen anstatt der üblichen 40 Tonnen aufweisen – so können sie mit weniger Lkw-Fahrten die gleiche Menge an Gütern transportieren.

Maut nur im Vor- und Nachlauf
Bis zu 90 % geringere Mautbelastung als beim reinen Straßentransport. Denn Mautgebühren beschränken sich auf die Strecken im Vor- und Nachlauf.

Überwindet Grenzen
Der KV eignet sich auch ideal für grenzüberschreitende Transporte, z.B. über die Alpen nach Italien oder die Nachbarländer.

KV ist „grundlastfähig“
Der Güterzug ist optimal für planbare, skalierbare Transporte. So werden Kapazitäten in Ihrem Fuhrpark frei, damit Sie auf saisonale Schwankungen in der Abfüllmenge flexibel reagieren können.

Ausnahmen bei Fahrverboten
LKWs im Vor- oder Nachlauf des KV sind von Fahrverboten z.B. an Sonn- und Feiertagen teilweise ausgenommen.

Planbarkeit
Direkt- und Shuttlezugverbindungen nach festen Fahrplanzeiten sowie optimierte Prozesse in den Terminals sorgen für zuverlässige Laufzeiten.

CO2-Zertifikat gefällig?
Für realisierte Emissionsgewinne durch Verkehrsverlagerungen können Zertifikate ausgestellt werden und die Klimabilanz an anderer Stelle verbessert werden.

Bevorzugte Arbeitszeitmodelle
Durch die kurzen Vor- und Nachläufe im KV können Ihre LKW-Fahrer den Feierabend zuhause verbringen. Die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie steigert Ihre Wahrnehmung als attraktiver Arbeitgeber.